Süddeutsche Zeitung / Landkreis München
Ein Artikel der digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 25.06.2021.
Von Oktavia Skorupa
Weil seine Messebaufirma während der Pandemie keine Aufträge hat, hat Thorsten Hörner umgesattelt: auf Tiny Houses. Über eine Wohnart, die den Trend der Zeit trifft.
Der Gräfelfinger Thorsten Hörner ist gelernter Schreiner und Chef einer Messebaufirma in Sauerlach. Während der Corona-Pandemie hat er begonnen, Tiny Houses zu entwerfen, die als Wohnungen, aber auch als Büros genutzt werden können.
(Foto: Claus Schunk)
Das Konzept des Tiny House ist nicht neu, aber es trifft den Puls der Zeit, wie Hörner sagt. „Im Prinzip schrumpfen wir ein Haus auf eine komprimierte Fläche.“ Damit könne man Wohnraum verdichten und zusätzlichen Platz schaffen. „Verzicht auf Fläche bedeutet aber nicht Verzicht auf Komfort“, erzählt Hörner weiter. Das Minihaus habe einen Wohn- und Essbereich, eine Küche, Heizung, Wasser und – je nach Größe – auch durch Türen getrennte Räume. Auch genug Fenster für das Querlüften sowie eine konventionelle Dämmung seien Standard. „Das Haus hat alles, was ein klassisches Haus auch hat“, sagt Hörner. Auch im Punkt Lebensdauer stehen die kleinen Würfel ihren konventionellen Hauskollegen in nichts nach. Ein großer Vorteil liegt für Hörner in der Flexibilität. Je nach Bedarf könne man Stück für Stück eine Einheit darauf- oder daneben bauen, zum Beispiel wenn die Familie sich vergrößert oder man ein separates Büro braucht. Zudem könne man es ganzjährig errichten, ohne größere Baustelle. „Wir sind aber kein Wohnen auf Rädern“, betont Hörner, auch wenn es wohl im Einzelfall gehen würde, die Einheit an einen anderen Ort umzuziehen, wie er sagt.
Der Name M3Living setzt sich aus der Abkürzung für „Meter hoch drei“, also dem Raummaß Kubikmeter, und „Living“ zusammen, also dem Haus – dem Ort des Lebens und Wohnens. Und das Raummaß spielte bei der Konzeption der Häuser eine wesentliche Rolle. „Das größte Problem war die Grundrissaufteilung“, sagt Hörner. Gestaltet man einen Raum größer, wird der andere wieder kleiner, aber wenn der schon am Anschlag geplant ist, dann muss man schnell mal das ganze Konzept umwerfen, wie der Messebauer erzählt. Alles musste laut Hörner bis ins Detail durchdacht werden, so auch die Höhe des Hauses. „Wenn man das Tiny House auf einem Anhänger transportiert, ist das ganze vier Meter hoch. Das darf man auf der Straße ohne größere Genehmigung transportieren“, erzählt er. Rund ein Dreivierteljahr haben Planung und Konzeption gedauert. „Eine komplette Teamleistung“, wie Hörner sagt.
Das Thema treffe für ihn auch den Trend der Zeit, in der man sich stärker weg vom Überfluss hin zur Vereinfachung und Konzentration auf das Wesentliche bewege. Werden wir künftig einfach in den Gärten unserer Freunde und Familien bauen? „Zu weit denken kann man an dieser Stelle nicht“, sagt Hörner, aber ob das funktioniert, müsse eben jeder selbst wissen. „Denn insgesamt ist es auch ein Lebensgefühl“, sagt Hörner.
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